Beschlussantrag „Photovoltaik-Offensive für Planegg/Martinsried“ 25.08.2020

Zum Erreichen der Klimaziele ist der kräftige Ausbau der Nutzung von Solarenergie in unserer Gemeinde zwingend notwendig. Durch den European Green Deal ist die Richtung vorgegeben. In Bayern, das im Ausbau der Solarenergie in Deutschland aktuell führend ist, hat das Wirtschaftsministerium im letzten Jahr eine Photovoltaik-Offensive ausgerufen. Mit der Abschaffung des 52-Gigawatt-Deckels fällt nun ein wesentliches Hemmnis im Ausbau der Solarenergienutzung.

Der Preis von PV-Anlagen sinkt seit 30 Jahren kontinuierlich. Anlagen jeder Größe amortisieren sich laut Energieatlas der Bayrischen Staatsregierung energetisch in weniger als 3 Jahren. Zwischen München und dem Alpenrand herrschen wegen der stärksten Sonneneinstrahlung die besten Standortbedingungen in Deutschland.

Die wohl größte unabhängige fachliche Autorität auf diesem Sektor, das Fraunhofer- Institut für Solarenergienutzung hat festgestellt, dass Photovoltaik rentabel ist. Fossile Energie wird sich dagegen insbesondere durch die steigende CO2-Bepreisung künftig deutlich verteuern.

Das Potential für Solarenergienutzung in Planegg/Martinsried ist enorm, da Stand 2016 erst 3,8 % der Dachflächen mit Solaranlagen bestückt sind. Der Durchschnitt im Landkreis ist 6,1 %. Mit einem Anteil von 0,7% erneuerbarer Energien an der Stromversorgung ist Planegg (neben Neubiberg) Schlusslicht im Landkreis. Dabei ist der pro Kopf – Stromverbrauch der Gemeinde der vierthöchste. Zur zwingend erforderlichen Erhöhung der Quote an emissionsfreier Energie am Stromverbrauch gibt es im Würmtal keine Alternative zum Ausbau der Photovoltaik.

Aus dem Solarpotentialkataster des Landkreises lässt sich für jedes einzelne Gebäude die Eignung für Photovoltaik ersehen. Die große Mehrzahl der Dächer in unserer Gemeinde ist gut geeignet. Dies gilt nahezu hundertprozentig für öffentliche Gebäude und Gewerbegebäude, die auch wegen der relativ großen Dachflächen besonders attraktiv sind. Öffentliche Liegenschaften werden aber bisher kaum genutzt, und nur vier Gewerbegebäude (in Martinsried) sind mit PV-Anlagen ausgerüstet.

Im Würmtal gibt es Bereits Bürgersolaranlagen, nämlich auf dem Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing und in Neuried auf der Mehrzweckhalle und dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr. Der Strom aus diesen Anlagen entspricht dem Verbrauch von jeweils etwa 20 bis 40 Vierpersonenhaushalten. Es ist offensichtlich, dass für einen signifikanten Beitrag zur Energiewende wesentlich mehr getan werden muss.

Eine Möglichkeit der Nutzung relativ großer Dachflächen ist die Bürgersolaranlage. Sie wird von Beteiligungsgemeinschaften betrieben (im deutschen Durchschnitt 24 Teilhaber). Beispiele sind die Bürgersolaranlagen in Ebersberg (Gewerbedach) und Geretsried (Schuldach).

Zwar gibt es ein Energiespar-Förderprogramm in unserer Gemeinde, in dem – mit Einschränkungen – auch Zuschüsse für Photovoltaikanlagen angeboten werden (Punkt 5.2 und 5.3). Das ist aber offensichtlich kaum bekannt und wird wenig genutzt.

Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen es daher an der Zeit, dass die Gemeinde proaktiv die Solaroffensive in Planegg/Martinsried angeht. Der Beitrag der Gemeinde soll im Wesentlichen aus Information und Koordination bestehen.

Die Gemeinde kann dabei entscheiden, ob sie im Rahmen des Programms 29++ des Landkreises München mit der Energieagentur Ebersberg-München zusammenarbeitet, oder ob sie in Eigenregie eigene Kompetenzen und Kapazitäten nutzen möchte. Auch eine Zusammenarbeit mit der Bürgerenergiegenossenschaft (BENG. eG) könnte nützlich sein.

Beschlussanträge:

  1. Die Gemeinde möge die Verfügbarkeit und Eignung von Dachflächen für Photovoltaik auf öffentlichen Liegenschaften eruieren und deren Nutzung für Beteiligungsmodelle oder den Eigenbedarf anstreben.
  2. Es wird beantragt, dass die Gemeinde ein Informationsangebot zum Thema Photovoltaik erstellt und den Bürgern und dem Gewerbe über verschiedene Kanäle kommuniziert.
  3. Es wird beantragt, dass die Gemeinde Gespräche mit Gewerbebetrieben in Planegg-Steinkirchen und Martinsried aufnimmt, um die Bereitschaft zur Bereitstellung von Dachflächen für Beteiligungsmodelle zu sondieren.
  4. Zur Förderung von Beteiligungsmodellen möge die Gemeinde eine Solarbörse anbieten. Durch verschiedene Beteiligungsmodelle soll es im Prinzip jedem Bürger und Gewerbetreibenden ermöglicht werden, am Ausbau der Photovoltaik teilzunehmen und zu profitieren:
  5. A) Vom Eigentümer finanzierte PV-Anlagen auf Mietshäusern können nach dem Mieterstromgesetz gefördert werden.
  6. B) Mieter ebenso wie Eigentümer können sich auch an Bürgersolaranlagen beteiligen.
  7. C) Eigentümer können ihr eigenes Dach nutzen, es anderen anbieten oder auch zusätzlich ein fremdes Dach pachten.
  8. Es wird beantragt, das Energiesparförderprogramm der Gemeinde zu überarbeiten, eine Erhöhung von Förderbeträgen zu prüfen und den Ausschluss von PV-Anlagen mit Batteriespeichern zu streichen.

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Judith Grimme, Dr. Jürgen Peters, Hannah Betz, Bastian Stibbe

 

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