Der Landkreis München mit seinen 29 Gemeinden gehört zu den kiesindustriell besonders stark bewirtschafteten bayrischen Landkreisen. Mit den aktuell geplanten zwei neuen Abbauflächen, in Planegg und in Neuried, würden dann 4 der insgesamt 11 Standorte auf die 3 Gemeinden Neuried, Planegg und Gräfelfing entfallen, deren Fläche zusammengenommen nur 4,5 % der Fläche des Landkreises ausmacht. Dabei würde die Gemeinde Planegg als einzige mit zwei Kiesgruben belastet werden und noch dazu von einer – gerade erst erweiterten – angrenzenden Kiesgrube in Gräfelfing und einer neuen in Neuried geradezu „in die Zange genommen“ werden. Dies würde eine landkreisweit einmalige Konzentration der Kiesindustrie bedeuten!
Beide neuen Vorhaben würden außerdem vollständig zu Lasten des als Grünzug und Naherholungsgebiet so wertvollen Würmtaler Waldes gehen. Neben einer langfristigen Landschaftsverwüstung entstünde mit den neuen Projekten massiver zusätzlicher Schwerlastverkehr mit seinen Immissionen. Hinzu kommt noch, dass die Erweiterung der kiesverarbeitenden Infrastruktur auf dem Gelände der Gräfelfinger Firma Glück am Ortsrand von Martinsried weiteren starken Schwerlastverkehr durch Fremdkiesanfuhr, Leerfahrten und Auslieferungen generieren dürfte. Das Würmtal von Neuried über Planegg bis Gräfelfing würde in Anbetracht dessen allein schon mit einem der beiden neuen Abbauvorhaben zur absoluten Hochburg der Kiesindustrie im Landkreis werden.
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Eine derartige Massierung träfe auch noch auf eine stark entwickelte und verdichtete Region. Seit Anfang der 60-er Jahre die Firma Glück hier stark zu expandieren begann, hat die Einwohnerzahl der Gemeinde Planegg um ca. 150% zugenommen, die von Neuried sogar um ca. 350%, was natürlich unvermeidlich auch mit starkem Flächenverbrauch und Verkehrszuwachs einherging. In der Gemeinde Planegg gibt es mittlerweile etwa 200 Firmen und mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Fast Zweidrittel der Arbeitnehmer pendeln täglich ein, was mit starkem zusätzlichem Verkehr verbunden ist. Mehrere Hauptstraßen der drei Gemeinden sind bereits jetzt über das Maß des Erträglichen hinaus vor allem durch Lärmimmissionen belastet. In der ohnehin extrem verkehrsreichen Germeringer Straße in Planegg hat der Verkehr z.B. in nur einem Jahr um ca. 20% zugenommen.
Zusätzliche Immissionen und Naturzerstörungen sind daher für die Bevölkerung der drei Gemeinden nicht hinnehmbar. Es darf nicht sein, dass die Kiesindustrie Rechte erhält, die unabhängig von der Siedlungs- und Strukturentwicklung einer Region unbegrenzt fortgelten! Der Staat ist dem Wohl seiner Bürger durch umfassende Regelwerke verpflichtet. Der Erhalt guter Lebensbedingungen muss erstrangig sein!
Eine Reevaluierung der Gesamtbelastungssituation im Raum Neuried-Planegg-Gräfelfing ist daher u.E. angebracht. Wir meinen, dass die politischen Entscheidungsträger bei einer Abwägung aller relevanten Faktoren zu dem Ergebnis kommen müssten, das keines der beiden aktuellen Kiesabbauprojekte realisiert werden sollte.
Will die Firma Glück weiter expandieren, dann sollte sie also dafür einen anderen Standort in Betracht ziehen müssen. Da dies nirgendwo große Begeisterung hervorrufen würde, ist klar, dass ein baldiger Einstieg in die Kreislaufwirtschaft, wie wir ihn mit der Kieswende angeregt haben, wünschenswert ist. Dieser Einstieg wäre im doppelten Sinne positiv für den sozialen Frieden: Er mindert mittelfristig den Konflikt zwischen geplagten und naturschutzbewussten Bürgern und der Kiesindustrie. Er dient auch langfristig dem Erhalt von Arbeitsplätzen, denn die Recyclingwirtschaft ist nicht weniger arbeitsintensiv als der Rohstoffabbau.
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