Drohende Konzentration der Kieswirtschaft im Würmtal

Zu den Ausführungen von Herrn Wahl möchten wir zunächst anmerken, dass der OV „Die Grünen“, also Bündnis 90/Die Grünen, in Planegg September 2017 gegründet wurde. Somit sind wir im Gemeinderat noch gar nicht vertreten und konnten daher auch nicht über die Errichtung einer Recycling-Anlage der Fa. Glück abstimmen.
Was die Auswirkungen des Kiesabbaus auf die Natur im Würmtal, die Qualität der Renaturierung und – kultivierung und die Beeinträchtigungen durch drohende weitere Verkehrszunahme angeht, ist in vielen detaillierten Zeitungsartikeln und Flyern inzwischen wohl alles Nötige gesagt worden, und Zusagen der Fa. Glück sind infrage gestellt worden. Es besteht ganz offensichtlich eine große Diskrepanz zwischen Sichtweise und Zahlen der Fa. Glück und denen des Bündnisses für den Würmtaler Wald und der Würmtalgemeinden, die in Leserbriefen nicht zu klären sind.

Die Zahl von über 100 000 ha, also über 1000 km2, für den das Würmtal umgebenden Wald im Leserbrief von Herrn Wahl ist sehr stark übertrieben. Selbst sehr großzügig ausgelegt, von der Isar bis zur A96, sind es nur etwa 100 km2. Besonders wichtig als Naherholungsgebiet ist außerdem der fußläufig erreichbare „Wald vor der Haustür“. In 2 km Umkreis um das Siedlungsgebiet von Planegg/Martinsried gibt es – noch – etwa 10 km2 Wald. Dem würde im schlimmsten Fall bald mehr als 1 km2 an Kiesabbauflächen gegenüberstehen, also 10%! Die Konzentration von Kiesgruben in den drei unmittelbar betroffenen Würmtalgemeinden wäre dann flächenbezogen 8-mal so hoch wie im „Kieslandkreis“ München.

Der von der Fa. Glück nochmals angeführte Recyclingquote von max. 5% ist entgegen zu halten, dass der deutsche Pionier und Vorreiter des Baustoffrecycling und Träger des Bundesumweltpreises von 2016, der schwäbische Unternehmer Walter Feeß, das Potential auf 30% schätzt. Natürlich müssen längst vorhandene Technologien und Erkenntnisse auch angewandt werden. Hier ist vor allem die Politik gefordert. Wir haben keinen Zweifel, dass die bayrische Recyclingwirtschaft dies umsetzen könnte und auch würde, wenn die Politik hier als Förderer und nicht als Bremser aufträte.

„Über den Tellerrand hinausschauen“ bedeutet vor allem, die Fortschritte in Sachen Recycling-Beton im benachbarten Bundesland Baden-Württemberg und vor allem den riesigen Vorsprung der Schweiz mit ca. 4500 Gebäuden aus RC-Beton zur Kenntnis zu nehmen und daraus zu lernen. In Zürich darf schon lange ohne RC-Beton kein öffentliches Gebäude mehr erstellt werden! In ganz Bayern gibt es – seit 2018 – genau eines!

Hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit ist die deutliche Überlegenheit des RC-Betons vielfach dokumentiert. Wir verweisen vor allem auf einschlägige Schweizer Publikationen. In einem ausgeklügelten Punktesystem („Umweltbelastungspunkte“) wird Kies gegenüber rezyklierter Gesteinskörnung (also Abbruchmaterial) je nach Typ eine bis zu 80-fache Umweltbelastung und eine bis zu 3,3-fache CO2-Emission attestiert. Die Angabe von Herrn Wahl, dass RC-Beton einen höheren Zementanteil erfordert, ist längst überholt! Weltweit wird übrigens intensiv an „Grünem“ (emissionsarmen/-freien) Zement“ geforscht, und mit jedem neuen Fortschritt kommt der Vorteil von RC-Beton stärker zur Geltung.
Die Botschaft des jüngsten Vortrages der renommierten Recycling-Expertin, Frau Prof. Kempfert im Bürgerhaus Gräfelfing war, dass es keine vernünftige Alternative zu Recycling und Kreislaufwirtschaft gibt und dass schon viel Zeit vertan worden ist. Das gilt gewiss auch für die Baustoffwirtschaft!

Unsere Stellungnahme zum Leserbief “Tonnage des Verkaufs mehr als halbiert”, Münchner Merkur vom 8. Oktober von Herrn Markus Wahl, Geschäftsleitung Bernhard Glück, Kies-Sand-Hartsteinsplitt GmbH

 

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