Lärmschwerpunkt Germeringer Straße: Hinhaltepolitik statt dringender Abhilfe

Der Verkehr und der damit verbundenene Lärm nimmt in der Gemeringer Straße weiter zu. Allein von 2018 auf 2019 beträgt der Verkehrszuwachs ca. 20%, auf fast 20.000 Kfz pro Tag! (LINK 1, siehe unten)

Der Lärmaktionsplan

Die EU-Umgebungslärmrichtlinie von 2011 fordert Lärmkarten für Hauptverkehrsstraßen. Hierbei wurde die Germeringer Straße glatt „vergessen“. (LINK 2, siehe unten) Oberhalb eines „Auslösewertes“ für den „Beurteilungspegel(LINK 3, siehe unten) von LDEN > 67 dB(A) (gewichteter 24h-Mittelwert) muss ein Lärmaktionsplan aufgestellt werden. Auslösekriterium zur Vermeidung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist laut Umweltbundesamt ein Wert von 65 dB(A), von erheblichen Belästigungen nur 55 dB(A) (LINK 4, Seite 11, siehe unten). Für die Germeringer Straße wurde mit dem Rechenmodell RLS-90 (LINKS 5,6, siehe unten) ein LDEN von 71,5 dB(A) ermittelt (gemessen wird nicht). Das entspricht einem zu etwa 70% überhöhten Beurteilungspegel (logarithmische Skala!). Der Richtwert liegt bei 57 dB(A). Die Lärm-belastung ist verglichen damit also sogar um rund 400% überhöht! Eine unzumutbare Situation!

Unsere eigenen Messungen

Gemittelte Messungen stehen in Einklang mit einem Beurteilungspegel um 70 dB(A). Besonders störende und gesundheitlich beeinträchtigende Spitzenpegel gehen aber in Mittelungen unter. Sie werden ausgelöst durch überhöhte Geschwindigkeit, durch manche Krafträder, schwere LKW und heftige metallische Schlaggeräusche bei diesen, verursacht durch Fahrbahnunebenheiten. Solche Lärmspitzen sind in der Germeringer Straße auch deshalb besonders häufig, weil der Schwerlast-verkehr mit 8% Anteil laut Verkehrsgutachten (eigene Zählungen ergaben bis 12% in Spitzenzeiten) hier ganz besonders stark ist. Spitzenpegel von > 80 dB(A) wurden von uns einmal pro ein bis 2 Minuten registriert. Auf den extrem schmalen Gehsteigen haben wir Vorbeifahrpegel von bis zu 96 dB(A) gemessen, ca. das 120-Fache des Richtwertes! Belastung und Gesundheitsgefährdung der Anwohner durch Lärm sind also sogar noch größer, als Mittelwerte das allein ausdrücken.

Die Hinhaltepolitik

Tempo 30 (kurzfristig) auch tagsüber und lärmmindernder DHS-V-Asphalt (mittelfristig) wurden im Entwurf des Aktionsplans vom Mai 2018 als Maßnahmen empfohlen. Nachdem der Entwurf im Herbst 2018 durch den Gemeinderat gegangen war, wurde diese Empfehlung im abschließenden Maßnahmenvorschlag schließlich wie folgt verwässert:

„In den nächsten fünf Jahren gilt es vor allem, Geschwindigkeitsreduzierungen entlang den o.g. Straßenabschnitten von derzeit 50 km/h auf 30 km/h zu erreichen. Langfristig ist die Verlegung von lärmarmen Asphalt (DHS-V Belag) vorgesehen.“ (LINK 4).

Nach „Aktion“ klingt das nicht!

Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass Tempo 30 den Verkehrslärm spürbar reduziert und dabei den Verkehrsfluss aber in der Regel nicht mindert. Es wird auch betont, dass zu Lärmspitzen führende Fahrbahnunebenheiten (siehe oben) durch Sanierung mit lärmminderndem Asphalt beseitigt werden können. (LINK 7), was laut Lärmaktionsplan auch noch kostengünstig zu realisieren wäre.

Gemäß Lärmaktionsplan/Gutachten verringert sich durch die vorgeschlagenen Maßnahmen die Zahl der betroffenen Anwohner, deren Belastung über dem grenzwertigen Beurteilungspegel von 67 dB(A) tagsüber (s.o.) liegt, um ca. 90% (siehe LINK 4). Zum Schutz der Gesundheit der Anwohner darf man also nicht noch 5 Jahre warten, um Tempo 30 umzusetzen, und schon gar nicht darf man die empfohlene und jederzeit umsetzbare Straßenbelagsanierung auf die ferne Zukunft verschieben!

Leider gibt es keinen Rechtsanspruch auf Lärmschutz bei Straßen im Bestand, und auf einer Kreisstraße hat das Landratsamt das Sagen bei Tempolimits. Nichtsdestotrotz kann politischer Druck vieles bewirken. In Gräfelfing konnte sogar auf einer Staatsstraße, der Pasinger Straße, Tempo 30 durchgesetzt werden.

 

Daher fordern wir Tempo 30 ganztags und eine Sanierung mit lärmminderndem Asphalt in der Germeringer Straße! Nicht irgendwann, sondern jetzt!

Es versteht sich außerdem von selbst, dass sich der Kiesabbau im Planegger Holz allein wegen der zu befürchtenden Mehrung des Schwerverkehrs auf der Germeringer Straße geradezu verbietet!

LINK 1

https://www.planegg.de/fnp-verkehrsgutachten-obermeyer

LINK 2

https://www.umweltatlas.bayern.de/mapapps/resources/apps/lfu_laerm_ftz/index.html?lang=de

LINK 3

https://www.staedtebauliche-laermfibel.de/?p=100&p2=3.1.2.4

LINK 4      

https://www.planegg.de/fnp-laermaktionsplan-planegg

LINK 5

http://www.ald-laerm.de/fileadmin/ald-laerm.de/Publikationen/Druckschriften/Strasenverkehrslaerm.pdf

LINK 6

https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/59/lrm/GrueneLigaInfo_Umgebungslaermrichtlinie.pdf

LINK 7

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/wirkungen-von-tempo-30-an-hauptverkehrsstrassen

 

 

 

 

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