Beschlussantrag: „Gebäudebegrünung für Klimaanpassung und Artenvielfalt vom 22.09.2020“

Fortschreitender Klimawandel und Artensterben stellen unsere Gemeinde vor wachsende Herausforderungen in puncto nachhaltiger Ortsentwicklung. In diesem Sinne stellt die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN folgende Beschlussanträge zur Förderung von Gebäudebegrünung:

Beschlussantrag 1:

Die Gemeinde möge ein Konzept erstellen, um Dach- und Fassadenbegrünung in der Gemeinde voranzubringen. Das Konzept soll Informationsvermittlung, Anreizsysteme und bauleitplanerische Steuerung anstreben.

Beschlussantrag 2:

Die Gemeinde möge bei zukünftigen eigenen Bauprojekten eine Dachform wählen, die eine extensive Dachbegrünung zulässt, sofern dem keine gestalterischen oder funktionalen Gründe entgegenstehen. Sollten besagte Gründe dem gesetzten Ziel im Wege stehen, bedarf es der ausdrücklichen Bestätigung durch den Gemeinderat. Im Falle einer Begrünung ohne zusätzliche Photovoltaik soll ein Biodiversitätsgründach geschaffen werden.

Begründung:

Der Bundesverband Gebäudegrün e.V., BuGG, und das Bundesamt für Naturschutz, BfN, haben in ihren Publikationen die vielen positiven Wirkungen von Gebäudebegrünung dargelegt. Das BfN führt außerdem diesbezügliche administrative Aktivitäten auf Ebene von Bund, Ländern und Gemeinden auf.

https://www.gebaeudegruen.info/aktuelles/pressemitteilungen/details/planungshinweise-zurkombination-solar-und-dachbegruenung-neu-bugg-fachinformation-solar-gruendach

https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript538.pdf

Unter anderem hat die Bundesregierung 2017 im Weißbuch Stadtgrün „Grün in der Stadt – für eine lebenswerte Zukunft“ die Thematik mit konkreten Handlungsempfehlungen und Umsetzungsmöglichkeiten untermauert.

Umfangreiche Forschungsarbeiten und Erfahrungen (siehe Quellenverzeichnisse in o.g. Links) belegen, dass Dach-und Fassadenbegrünung hilfreich sind für Klimaschutz, Klimaanpassung und Artenschutz. Sie bieten ohne zusätzlichen Flächenverbrauch:

Lebensraum für Pflanzen, Insekten und Vögel
– Temperaturregulierung und klimatische Ausgleichsfunktion (Reduzierung des Hitzeinseleffektes)
– Dämm- und Schutzwirkung
– Bindung von Luftschadstoffen
– Lärmminderung
– Regenwasserrückhalt und Verdunstung (Dachbegrünung)
– Nachweislich positive psychische und physische Wirkungen
– Partielle Begrünung setzt ästhetischer Reize

Dachbegrünung

Extensive Begrünung (Bild 1-6) wird mit Sedum- und Hauswurzarten, Gräsern, Wildkräutern und Wildblumen gestaltet und bedarf relativ wenig Pflege. Sie ist für eine Dachneigung bis zu 45 Grad geeignet. Das Dach kann als Biodiversitätsgründach gestaltet werden.

Grafik Dr. Gunter Mann, BuGG

 

Quelle: BFN-Skript 538 „Dach- und Fassadenbegründung-Neue Lebensräume im Siedlungsbereich“ Bildautor Dr. Sebastian Schmauck, BfN

Weitere Details und Fotos hierzu unter:

https://www.gebaeudegruen.info/fileadmin/website/downlo ads/bugg-fachinfos/Biodiversitaetsgruendach/BuGGFachinformation_Biodiversitaetsgruendach_03- 2020_1.pdf

Intensive Begrünung (Bild 7-8) ist unter gegebenen statischen Voraussetzungen möglich, kann aus Bäumen, Büschen, Hecken, Stauden und Gras bestehen und als Dachgarten gestaltet werden. Diese Begrünungsform ist wesentlich pflegeintensiver.
Während Bitumendächer im Hochsommer über 70°C heiß werden können, werden begrünte Dächer nur etwa 25°C warm. Abhängig von der gewünschten Flora und von baulichen Gegebenheiten wählt man extensive, einfachintensive oder intensive Begrünung, mit Substratdicken von jeweils 5-15, 15-25 und 25-80 cm. Die Haltbarkeit von Dachbegrünung liegt nach Information von Herrn Wolfgang Heidenreich, Green City e.V., München, bei mindestens 40 Jahren.
Dachbegrünung kann mit Photovoltaik gekoppelt werden (Solargründach, Bild 5,6). Dabei nimmt die Effizienz der Anlage wegen der kühlenden Wirkung der Begrünung um bis zu 4% zu.

Fassadenbegrünung

Fassadenbegrünung kann bodengebunden (bis 25 m Höhe, Bild 11) oder fassadengebunden (Bild 13-16) sein. Bild 12 zeigt einen Mischtyp. Details zu Bauweisen, Bewässerungssystemen undmBepflanzungsoptionen sind zu finden unter:

https://www.hamburg.de/contentblob/13871400/094cf33ea1fa2fb603901be28f742038/data/dfassadenguide.pdf

Ein spektakuläres Leuchtturmprojekt ist der Bosco Verticale in Mailand, Italien. Als ein glänzendes Beispiel für nachhaltige, klimafreundliche und kreative Architektur sowie für ein markantes und elegantes Ortswahrzeichen kann der Öko-Zauberwürfel in Ebersberg gelten, ein Plus-Energiehaus, das ab 2023 gebaut wird. Siehe dazu:

https://www.merkur.de/lokales/ebersberg/ebersberg-ort28611/ebersberg-bayernsteckt-hinter-oeko-zauberwuerfel-13105129.html

Ein schönes Beispiel einer großflächigen und komplett flächendeckenden Fassadenbegrünung ist die „Schwebende Hecke“ am Gebäude der SwissRe in München, siehe:

https://www.heinze.de/architekturobjekt/swiss-re-germany-ag-muenchen/11852068/ Förderung von Dach- und Fassadenbegrünungen

Festsetzungen zu Dach- und Fassadenbegrünungen können nach BauGB und nach Bauordnungsrecht getroffen werden. In Bayern besteht die Möglichkeit, über kommunale Gestaltungssatzungen örtliche Bauvorschriften zur Begrünung von baulichen Anlagen zu erlassen. München setzt über ihre Freiflächensatzung bereits im gesamten Stadtgebiet Dachbegrünungen im Rahmen von Baugenehmigungen nach §34 BauGB durch und fördert auch gezielt die „Nachrüstung von Dachbegrünungen bei bestehenden Bauwerken im Wohn- und Gewerbebau“.
Das 2017 neu aufgelegte Städtebauförderprogramm „Zukunft Stadtgrün“ ist nur eines von mehreren Beispielen für weitere Fördermöglichkeiten. Im dicht besiedelten Würmtal werden Flächen immer knapper und sollten daher sorgsam genutzt werden. Dächer und Fassaden stellen ein riesiges Potenzial zur Schaffung von Grünflächen – ohne weiteren
Grundflächenverbrauch – dar. Daher sollten Fassaden und Dächer nach Möglichkeit für eine klimafreundliche Ortsentwicklung und als Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt genutzt werden, wobei u.E. der Gemeinde eine Vorbildfunktion zukommt.

Beispiele

Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Gunter Mann, BuGG

Extensive Dachbegrünung

1.Biodiverse Flachdachbegrünung

2. Biodiverse Flachdachbegrünung

3. Schrägdachbegrünung

4. Schrägdachbegrünung

5. Einfache Begrünung mit Solaranlage

6. Einfache Begrünung mit Solaranlage

Intensive Dachbegrünung

7. Dachgarten

8. Dachgarten

Fassadenbegrünung

9. Bosco Verticale, Mailand

1o. Rathaus, Venlo

11. Stadthaus Freiburg i.Br.

 

12. Stücki Park Basel

13. „Living Wall“, Metzingen

14. Karlsruhe

15. IBA Plus-Energiehaus Hamburg

16. Hannover

 

Gemeinderäte Judith Grimme, Dr. Jürgen Peters, Hannah Betz, Bastian Stibbe

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Planegg/Martinsried

 

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