Kostenloses Busfahren viel zu teuer für den zu erwartenden Effek

Der Münchner Merkur Artikel vom 21.01.2020, betitelt „Planegg: Kostenloses Busfahren gestorben”, berichtet in Bezug auf unsere Fraktion, dass der Antrag der SPD-Fraktion im Haupt-, Finant- und Kulturausschuss zum kostenlosen Busfahren mit 6:3 Stimmen abgelehnt wurde.

Hierzu möchten wir Folgendes anmerken:

In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Gemeindefinanzen in den nächsten Jahren in Richtung einer Verschuldung entwickeln, ist Sparen angesagt. Daher müssen alle Ausgaben besonders sorgfältig auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft werden. Wegen dringend erforderlicher Maßnahmen für den Klimaschutz muss dabei unseres Erachtens bei ökologischen Projekten jeder investierte Euro einen möglichst großen ökologischen Effekt haben. Beim geplanten Konzept „kostenloses Busfahren” sehen wir dies nicht erfüllt.

Die Nutzung von Dieselbussen zur Personenbeförderung trägt umso mehr zum Klimaschutz bei, je besser diese ausgelastet sind. Idee des Konzepts „kostenloses Busfahren” war, einen Anreiz zu schaffen, möglichst oft den PKW stehen zu lassen und stattdessen auf den Bus umzusteigen, damit also die Auslastung der Buslinien zu erhöhen.

Im Prinzip ist jede Autofahrt, die durch das kostenlose Busfahren ersetzt wird, mit einer Reduktion der CO2-Emissionen verbunden und damit begrüßenswert. Wenn allerdings für die Ersetzung von wenigen Autofahrten ein hoher finanzieller Aufwand nötig ist, steht die eingesparte Menge an CO2 nicht mehr im Verhältnis zur getätigten Investition, da das Geld dann an anderer Stelle nicht für Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung steht.

Eine Busfahrt innerhalb Planeggs ist eine MVV Kurzstrecke. Diese kostet, bei Nutzung einer Streifenkarte 1,46 €. Bei einer angenommenen Fahrtstrecke von 3 km mit dem PKW, die durch die Busfahrt überflüssig wird, werden etwa 0,5 kg  CO2 eingespart. Hochgerechnet entsteht also ein Preis pro eingesparter Tonne CO2 von über 2.900 €. Dabei sind zusätzliche Verwaltungs- und Personalkosten noch gar nicht berücksichtigt.

Zum Vergleich: Bei der Installation einer Photovoltaikanlage wird für eine eingesparte Tonne  CO2 etwa ein Invest von 150 € benötigt. Die Kompensation von  CO2 Emissionen durch die Förderung von ökologischen und gleichzeitig sozialen Projekten (z.B. Atmosfair) schlägt sogar nur mit 23 € pro Tonne  CO2 – Einsparung zu Buche.

Ein Umstieg vom PKW auf den öffentlichen Nahverkehr ist – in Bezug auf Ökologie und Reisezeit – umso attraktiver, je weiter die zurückgelegten Strecken sind. Die verhältnismäßig kleine Fläche der Gemeinde Planegg und die Integration in den MVV schmälern das lokale Einsparpotential, da für Berufspendler und bei Fahrten zum Großeinkauf oder zum Baumarkt der finanzielle Aspekt nur eine äußerst untergeordnete Rolle spielen dürfte. Hier sind eher gute und schnelle Anbindungen an S- und U-Bahn, ein regional abgestimmtes Park and Ride Konzept, sowie vor allem eine gute Fahrradinfrastruktur wichtig. In diesem Sinne ist die Gemeinde Planegg bereits auf dem richtigen Weg. Wenn aber der kostenlose Bus am Ende sogar dazu führt, dass die Menschen in Planegg weniger Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, wäre das sicher nicht im Sinne des Erfinders.

Für Subventionen zur Verfügung stehendes Geld sollte unseres Erachtens mittelfristig entweder in emissionsfreien Busverkehr, in Photovoltaikförderung oder in Kompensationsmaßnahmen investiert werden. Hierbei sollte sowohl die Verbesserung der Lebensqualität vor Ort (bessere Luft, weniger Verkehrslärm) als auch die Effektivität der jeweiligen Maßnahmen berücksichtigt werden.

Unsere Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN steht für eine gleichzeitig ökologische, soziale und finanziell verantwortbare Politik. Denn alle drei Bereiche betreffen uns und die Generationen die nach uns kommen.

 

 

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