Kostenloses Busfahren in Planegg – wäre das sinnvoll?

Im Interesse einer Reduzierung des Individualverkehrs müssen Anreize geschaffen werden, den ÖPNV zu nutzen. Dazu muss dieser ausgebaut und weiterentwickelt werden. Die Perspektive einer vollständigen Elektrifizierung, die den Busverkehr emissionsfrei und leise machen würde, stellt dabei eine große Motivation dar.

Kürzlich gab es einen Vorstoß im Gemeinderat für kostenloses Busfahren innerhalb der Gemeinde für 1 Jahr mit einem Budget von 50.000 €. Ziel war die Motivation von Autofahrern, Fahrten innerhalb der Gemeinde durch Busfahrten zu ersetzen. Wir haben hierzu eine Reihe von Kritikpunkten, derentwegen wir den entsprechenden Antrag im Gemeinderat nicht unterstützt haben:

  • Alle 10 Buslinien, die unsere Gemeinde anfahren, verkehren interkommunal. Den Busverkehr auf Planegg/Martinsried beschränkt zu behandeln finden wir daher zu eng gefasst. Ein großer Anteil der Fahrgäste hat Fahrtziele außerhalb der Gemeinde.
  • Da die MVG (Münchner Verkehrsgesellschaft mbH) nicht mitspielt, müsste die Gemeinde mit großem Verwaltungsaufwand die Stempel auf den Fahrscheinen kontrollieren, bevor Sie die Kosten in bar erstattet.
  • Das Budget würde für etwa 30.000 Kurzstreckenfahrten reichen, was drei Tickets pro Einwohner entspricht. Alle Nutzer müssten ins Rathaus, um ihre Tickets abzuholen und dann zwecks Kontrolle und Erstattung noch einmal dorthin, was bis zu 4 Kurzstreckenfahrten pro Nutzer bedeutet.
  • Selbst bei einer Einschränkung des Empfängerkreises würde es schätzungsweise mindestens 1000 oder mehr potentielle Nutzer geben, die einzeln jeweils zweimal im Rathaus vorsprechen müssten.
  • Viele Berechtigte mögen gar kein Interesse an kostenlosen Busfahrten haben, da sie mit dem Fahrrad oder Auto fahren.
  • Wo immer der cut-off gesetzt wird, wird es wiederum Menschen geben, die interessiert wären, nichts erhalten und sich benachteiligt fühlen.
  • Will man sozial Schwache unterstützen und beschränkt nach Einkommen, wird es viele treffen, die gar kein Auto besitzen. Es gäbe also keinen Umstiegseffekt. Soziale Maßnahmen aber könnten gezielt und weniger bürokratisch sein.
  • Wer einen PKW besitzt, kann die rund 20 Cent Spritkosten für eine Kurzstreckenfahrt mit dem Auto leicht verschmerzen. Wartezeiten an Haltestellen, Umsteigen, das Wetterrisiko und begrenzte Transportmöglichkeit für Einkäufe sind außerdem nicht geeignet, Autofahrer zum Umstieg zu bewegen.
  • Investitionen in Zeiten des Klimawandels und angespannter Finanzlage sollten nach Möglichkeit ökologisch und sozial sein. Einen ökologischen Nutzen kann man im Straßenverkehr am besten an der CO2-Einsparung messen. Hier zeigt ein Vergleich:
    Bei der Ticketmaßnahme kostet die Einsparung einer Tonne CO2 2900 €, bei einer Investition in Photovoltaik 150 €, bei Kompensationsmaßnahmen durch Atmosfair 23 €.

Fazit:
Der ÖPNV ist wichtig und förderungswürdig, aber Fördermaßnahmen müssen effizient sein und nicht unnötig bürokratisch. Ein emissionsfreier Busverkehr bedeutet Null Luftschadstoffe, Null CO2
und weitestgehende Lärmvermeidung. Davon würden alle Menschen in der Gemeinde profitieren – und das Klima auch!

 

 

 

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