Lange wurde die Entscheidung für oder gegen die Durchführung des Eiswunders in der Saison 2022/2023 hinausgezögert, jetzt musste sie getroffen werden. Am 6.10.2022 stimmte der Gemeinderat mit 14 zu 5 Stimmen für eine Absage. Wir haben die Absage geschlossen mitgetragen.
Es war keine leichte Entscheidung. Veranstaltungen, die man liebgewonnen hat, sagt man nicht gerne ab. Aber es war aus unserer Sicht die richtige Entscheidung. Es war eine Entscheidung, die sich aus der Abwägung von Werten ergeben hat.
Vor einem Jahr standen wir vor der gleichen Entscheidung. Damals waren es die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, die das Eiswunder fast verhindert hätten. Wir haben uns für eine Durchführung eingesetzt, da Kinder und Jugendliche im Lockdown-Winter nahezu keine Alternativen hatten, um ihre Grundbedürfnisse nach sozialen Kontakten und Bewegung zu stillen. Turnhallen und Sportanlagen waren größtenteils geschlossen. Vereinssport, Jugendarbeit und private Treffen waren sehr stark eingeschränkt oder gar nicht möglich. Daher war der Wert, den Jugendlichen in dieser Zeit eine Perspektive zu bieten der höhere Wert als die Verhinderung von Infektionen bei einer Außenveranstaltung zu einer Zeit, als Impfstoffe bereits zur Verfügung standen.
Diesmal ist die Lage anders. Russland führt Krieg gegen die Ukraine, liefert kein Erdgas nach Deutschland. Wir sind aufgerufen, Energie zu sparen, damit es im Winter zu keinen Gasengpässen und Strom-Blackouts kommt, was verheerende Folgen für die Gesellschaft hätte. Alles, was man tut, sollte aus Energiesparaspekten hinterfragt werden. Gebäude sollen weniger beheizt werden, Menschen werden dazu aufgerufen, kürzer zu duschen. In einer solchen Situation liegt es nahe, kritisch zu prüfen, ob es sinnvoll ist, einen Platz mittels elektrischer Energie zu kühlen, um dort Eislaufen zu können. Der Energieverbrauch des Eiswunders ist beachtlich. Etwa 170.000 kWh elektrischer Energie werden für eine normale Saison benötigt. So viel, wie etwa 60 Haushalte – pro Jahr. Jetzt galt es wieder abzuwägen. Das Grundbedürfnis, sich zu treffen, gesellig zu sein, Sport zu treiben, ist im Grundsatz durch keine der Energiesparmaßnahmen eingeschränkt. Lediglich das „Wie“ ist an manchen Stellen in Frage gestellt. Wir haben uns bei unserer Entscheidung daran orientiert, welche Alternativen es jeweils gibt. Im Fall „das Gas ist aus“ gibt es keine Alternativen. Der Blackout wäre unvermeidbar. Im Fall „es gibt kein Eiswunder“ können die Menschen entweder auf andere Sportarten oder auf andere Veranstaltungsorte (z.B. Germering oder Pasing) ausweichen. Das ist eine sehr kleine Einschränkung im Vergleich zu einer kalten Wohnung ohne Kochgelegenheit, wie es bei einer Gasknappheit die Folge wäre.
Natürlich wird unsere Einsparung nicht das Energieproblem Deutschlands lösen. Wir können nur einen Beitrag leisten. Hier sollten wir uns am kategorischen Imperativ orientieren, also an der Maxime, dass man so handeln sollte, dass man als Vorbild für die anderen dienen könnte. Mit dem Finger auf andere zu zeigen und den Betrieb von Schneekanonen oder die Durchführung des Oktoberfests heranzuziehen um damit den Energieverbrauch unseres Eiswunders zu relativieren, ist hier nicht lösungsorientiert. Wir können nur Entscheidungen treffen, die in unserer Hand liegen.
Im Vorfeld der Entscheidung kam auch oft die Forderung nach einer Versorgung der Eisfläche mittels Photovoltaik zur Sprache. Abgesehen davon, dass eine solche Anlage vermutlich gar nicht mehr rechtzeitig hätte installiert werden können und die benötigte Fläche samt Speicher riesig gewesen wäre, wäre auch dieser erzeugte Strom besser für das allgemeine Netz zur Verfügung gestanden.
Wichtig ist, dass man sich klar macht, dass diese Entscheidung keine Grundsatzentscheidung war, sondern nur für diese Saison Gültigkeit hat. Was in den nächsten Jahren passiert, soll und wird geprüft werden. Auf lange Sicht brauchen wir eine Lösung, die mit unserem langfristigen Ziel – dem Klimaschutz – in Einklang zu bringen ist. Aber jetzt, im Herbst 2022, geht es ausnahmsweise mal nicht um den Klimaschutz, sondern ganz konkret um die Versorgungssicherheit unserer Bevölkerung.
Sicher ist das Eiswunder nicht das einzige Projekt in Planegg, wo Einsparmöglichkeiten bestehen. Wenn man Straßenbeleuchtungen, Gebäudebeleuchtungen oder den Betrieb des Kupferhauses genauso kritisch prüft, gibt es sicher noch an einigen Stellen Einsparpotential. Dieses muss genutzt werden und dafür werden wir uns einsetzen. Es darf nicht darum gehen, wer eine Lobby hat, sondern es muss jeder Mensch und jedes Projekt den Beitrag leisten, den er zu leisten vermag.
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