Der Planegger/Martinsrieder Ortsverband von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN setzt sich seit Gründung vor 2 ½ Jahren gegen weitere Waldrodung für den Kiessabbau ein. Der Ortsverband ist aber der Meinung, dass man vorhandene Alternativen nutzen muss, um die Nachfrage nach Beton zu befriedigen. Hier bietet sich das Beton-Recycling an. Dazu fand gestern eine von Bürgern sehr gut besuchte Vortragsveranstaltung im Kupferhaus Planegg statt, die von der GRÜNEN Bürgermeisterkandidatin Judith Grimme von Planegg/Martinsried geleitet wurde. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den Planegger/Martinsrieder und Neurieder GRÜNEN sowie dem Landratskandidaten der GRÜNEN, Christoph Nadler, ausgerichtet.
Als Experte konnte der Bundesumweltpreisträger und Recycling-Pionier Walter Feeß gewonnen werden, der aus Kirchheim/Teck angereist war. Sein Familienunternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern hat sich die Wiederverwertung von Betonabbruch und anderen Baustoffen zur Aufgabe gemacht. Vor allem in großen Städten fallen riesige Mengen an Baustoffabfällen an, die eigentlich zum größten Teil Wertstoffe sind. Diese landen aber leider nur auf Deponien. Dazu sind oft lange Lkw-Fahrten nötig, und die Deponiekapazitäten geraten überall an ihre Grenzen, wodurch sich das Bauen zusätzlich verteuert. Bodenaushub wird sogar oft bis zu Hunderte von Kilometern weit zu Deponien gekarrt. Feeß aber gewinnt stattdessen daraus mit seiner innovativen Bodenwaschanlage etwa 80% hochwertigen Sand und Steine.
Laut Feeß könnten durch die konsequente Verwertung von mineralischen Abfällen in Recyclingparks in Deutschland 100 bis 150 Millionen Lkw-Kilometer eingespart werden. Wie er mit seinem Betrieb beweist, kann ein Recycling-Park praktisch ohne Staub- und Lärmbelastung der Umgebung betrieben werden. Die riesige Photovoltaikanlage und das mit aus Bauschutt gewonnenen Holzabfällen betriebene Hackschnitzelkraftwerk liefern die benötigte Energie. Durch Auffangen und Recycling von Regenwasser ist er von der öffentlichen Wasserversorgung weitestgehend unabhängig. In dem angeschlossenen, in Deutschland einmaligen und von Feeß aus Eigenmitteln errichteten Kompetenzzentrum Kreislaufwirtschaft Kirchheim, K3, finden regelmäßig Fortbildungen statt, vor allem für die Generation der Studenten, die das dort vermittelte Wissen später anwenden und weitergeben sollen.
Die Gesamtfläche, die nach Schätzung des Experten für Recycling-Parks im Großraum München erforderlich wäre, entspricht ungefähr dem Platzbedarf von zwei Kiesabbauflächen (40 bis 50 ha). Im Landkreis München wurde dagegen bereits ein Vielfaches dieser Fläche für den Kiesabbau geopfert. Während Kiesgruben eine begrenzte Nutzungsdauer haben, kann ein Recycling-Park dauerhaft betrieben werden. Solche Parks sind nicht an Kiesvorkommen gebunden und können daher verkehrsgünstig und verträglich vorzugsweise an Autobahnen platziert werden. So kann eine Verkehrsbelastung von Siedlungsgebieten vermieden werden.
Insgesamt stellt Feeß über 40 Qualitäts-RC-Baustoffe her. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Baustoff Beton. R-(essourcenschonender) Beton ist vollwertiger Beton, der auch im Hochbau eingesetzt werden kann. Der Vortragende betonte, dass R-Beton viele Vorteile, aber keinerlei Nachteile habe. Der Flächenverbrauch wird vermindert, die Natur geschont, Immissionen durch Lkw-Verkehr reduziert und somit ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Zudem ist die Produktion von R-Beton nicht weniger arbeitsintensiv als die von konventionellem Beton, und die Arbeitsplätze in der Baustoffwirtschaft können somit erhalten bleiben.
Laut Feeß fehlt es beim Beton-Recycling bisher am Wollen. Die öffentliche Hand muss durch gezielte Ausschreibungen die Nachfrage fördern, dann ist R-Beton nicht teurer oder sogar günstiger als Beton aus Kies. Außerdem sei wissenschaftlich erwiesen, dass die Qualität von R-Beton weit besser ist als die Norm es erfordert. Durch die dringend nötige Anpassung der 15 Jahre alten Norm könnte ein sehr viel höherer Anteil von R-Beton verwendet werden als bisher zugelassen ist. Der Vortragende weist auf das Vorbild der Schweiz hin, wo fast überall mit R-Beton gebaut wird. In der Stadt Zürich dürfen öffentliche Gebäude gar nicht mehr ohne R-Beton errichtet werden.
Der GRÜNE Ortsverband teilt die Auffassung von Herrn Feeß, dass wir verpflichtet sind, für unser Nachkommen mit unseren Ressourcen schonend umzugehen und dass es für Kreislaufwirtschaft, die längst schon Gesetz ist, in Zukunft keine Alternative gibt. Das heißt: Verwerten statt beseitigen! Die äußerst rege Diskussionsbeteiligung der Zuhörerschaft während der ganzen Veranstaltung zeigte, wie sehr dieses Thema die Menschen bewegt.
Auf dem Foto, von links nach rechts:
Dr. Jürgen Peters, Walter Feeß, Judith Grimme, Christoph Nadler


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