Kostenloses Busfahren in Planegg – Effizient im Hinblick auf den Klimaschutz und als soziale Maßnahme?

Anfang 2021 beantragte die SPD-Fraktion Finanzmittel für das Pilotprojekt „Kostenloses Busfahren“ in Höhe von 50.000 € in den Haushalt 2021 einzustellen. Der Antrag fand im Haupt-, Finanz- und Kulturausschuss (HFK) keine Mehrheit.

Das Pilotprojekt hatte zum Ziel, den öffentlichen Nahverkehr als ökologisches Verkehrsmittel attraktiver zu machen und sozial schwächer gestellten Menschen den Zugang zum ÖPNV zu erleichtern. In der Ausgestaltung war das Projekt innerhalb der Gemeinde Planegg beschränkt und basierte auf der Ausgabe von Einzelfahrscheinen.

Nach sorgfältiger Prüfung kam unsere Fraktion zu dem Schluss, dass unter den gegebenen Umständen die Ziele des Projekts nicht oder nur sehr ineffizient erreicht werden. Daher stimmte auch die Fraktion der Grünen gegen den Antrag. Da das Projekt nun wieder in der Öffentlichkeit diskutiert wird, möchten wir die wichtigsten Gründe für unsere Entscheidung hier noch einmal zusammenfassen.

1.) Sozialpolitische Ineffizienz
Mit dem geplanten „Gießkannenprinzip“ ergibt das Budget von 50.000 € nur drei Kurzstreckenfahrscheine pro Jahr für eine Person. Vorausgesetzt, das Budget würde vollständig für Fahrkarten aufgebraucht werden und nicht noch für projektbezogene Verwaltungs- und Werbemittel. Zielgerichtete soziale Maßnahmen für sozial Benachteiligte wären effizienter und weniger bürokratisch.

2.) Klimapolitische Ineffizienz
Im Prinzip ist jede Autofahrt, die durch das kostenlose Busfahren ersetzt wird, mit einer Reduktion der CO2-Emissionen verbunden und damit begrüßenswert. Wenn allerdings für die Ersetzung von wenigen Autofahrten ein hoher finanzieller Aufwand nötig ist, steht die eingesparte Menge an CO2 nicht mehr im Verhältnis zur getätigten Investition, da das Geld dann an anderer Stelle nicht für Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung steht.

Eine Busfahrt innerhalb Planeggs ist eine MVG – Kurzstrecke. Diese kostet, bei Nutzung einer Streifenkarte 1,46 €. Bei einer angenommenen Fahrtstrecke von 3 km mit dem PKW, die durch die Busfahrt überflüssig wird, werden etwa 0,5 kg CO2 eingespart. Hochgerechnet entsteht also ein Preis pro eingesparter Tonne CO2 von über 2.900 €. Dabei sind zusätzliche Verwaltungs- und Personalkosten noch gar nicht berücksichtigt.

Zum Vergleich: Bei der Installation einer Photovoltaikanlage wird für eine eingesparte Tonne CO2 etwa eine Investition von 150 € benötigt. Die Kompensation von CO2 Emissionen durch die Förderung von ökologischen und gleichzeitig sozialen Projekten (z.B. Atmosfair) schlägt sogar nur mit 23 € pro Tonne CO2-Einsparung zu Buche.

Alternative Maßnahmen wären also bis zu 125 – mal CO2 – effizienter!

Sollte das Projekt aufgrund der Kritik am Gießkannenprinzip (siehe Punkt 1) doch auf sozial Benachteiligte beschränkt werden, erhöht sich der Anteil derer, die gar kein Auto besitzen. Damit verringert sich der gewünschte Umstiegseffekt.

Da das Projekt auf die Gemeindegrenzen beschränkt ist und somit nur kostenlose Kurzstrecken angeboten werden können, ist es wahrscheinlich, dass das Projekt auch Umstiege vom Fahrrad oder dem Fußweg auf den Bus fördert. Dies hätte sogar einen negativen Effekt auf die CO2-Bilanz.

3.) Finanzielle/verwaltungstechnische Ineffizienz
Da sich die MVG (Münchner Verkehrsgesellschaft mbH) an dem Projekt nicht beteiligt, müsste die Ticketausgabe bzw. Erstattung der Fahrkarten durch die Gemeindeverwaltung organisiert werden. Dies bindet personelle Ressourcen. Außerdem werden dadurch weitere Fahrten für Bürger zum Rathaus notwendig.

4.) Motivatorische Ineffizienz
Wartezeiten an Haltestellen, Umsteigen, Wetterrisiko, begrenzte Transportmöglichkeit für Einkäufe und nur 20-30 Cent Spritkosten pro Autofahrt wirken demotivierend für einen Umstieg.

 

Fazit: Die Beschränkung des Projekts auf Kurzfahrtstrecken innerhalb von Planegg und die fehlende Beteiligung der MVG, die eine zusätzliche Administration über die Gemeindeverwaltung erfordert, machen das Projekt ineffizient und ineffektiv. Ein günstigerer oder gar kostenloser ÖPNV über die Gemeindegrenzen hinweg wäre wünschenswert, ist jedoch derzeit nicht abzusehen.

Unser Vorschlag:  Zunächst Fokussierung auf eine Verbesserung der ÖPNV-Verbindungen sowie die Förderung eines emissionsfreien ÖPNVs. Letzteres bedeutet kein CO2-Ausstoß, keine Luftschadstoffe und weitestgehende Lärmreduktion. Davon würden direkt alle Menschen in der Gemeinde profitieren – und das Klima auch!

 

Hier finden Sie zwei vorangegangenen Websiteartikel zu dem Thema:

https://gruene-planegg.de/2021/01/25/kostenloses-busfahren-viel-zu-teuer-fuer-den-zu-erwartenden-effek/

https://gruene-planegg.de/2021/01/31/kostenloses-busfahren-in-planegg-waere-das-sinnvoll/

 

 

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